Entwurf für den Energie-Teil der Lokalen Agenda 21 DreieichDiskussionsgrundlage des Arbeitskreises "Energie" der Lokalen Agenda 21 Dreieich für eine öffentliche Diskussion am Freitag, den 21. Januar 2000, um 18 Uhr im Bürgerhaus Sprendlingen (Clubraum 4)Der Arbeitskreis Energie der Lokalen Agenda 21 Dreieich hat in zehn öffentlichen Arbeitstreffen zwischen dem 18. Mai 1999 und dem 9. Dezember 1999 den vorliegenden Textentwurf erarbeitet.Die Vorbereitung der Diskussionsveranstaltung am 21. Januar 2000 wurde gefördert von: Stadt Dreieich Hessisches Umweltministerium Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Bezirksverein Frankfurt - DarmstadtWeder die Stadt, noch das Umweltministerium, noch der VDI Bezirksverein sind inhaltlich für den vorliegenden Entwurf zur Agenda 21 verantwortlich. GliederungTeil I: Energie-Leitlinie, -Ziele, -Trends und -ProgrammTeil II: Allgemeine Grundsätze für Lokale Agenda 21 DreieichTeil III: Liste der Bezugsdokumente Teil I: Energie-Leitlinie, -Ziele, -Trends und -Programm1 Leitlinie EnergieUm den Entwicklungsprozeß in Dreieich nachhaltig zu gestalten, sind im Energiebereich folgende Maßnahmen erforderlich:erstens Energiesparen (rationelle Energieverwendung),zweitens Ersatz von nichterneuerbaren Energien durch erneuerbare Energien unddrittens Effizienzsteigerung der Energieerzeugung.2 Ziele2.1 Ausgangslage für die ZielfestlegungDie in Dreieich verwendeten Energieverbrauchsgewohnheiten, die generell als zu umweltschädlich, ineffizient und verschwenderisch betrachtet werden, sind ökologisch nicht vertretbar (UN 1992b, Nummer 4.8). Mit der Nutzung fossiler und nuklearer Energien sind Beeinträchtigungen der menschlichen Gesundheit, die Erwärmung der Erdoberfläche (menschlich verursachter Treibhauseffekt), die Versauerung von Gewässern und Böden, die Schädigung von Tieren und Pflanzen verbunden. Zur langfristigen Stabilisierung der atmosphärischen CO2-Konzentration bei 0,45 Promille (Volumenanteil) müssen die jährlichen CO2-Emissionen in den nächsten 100 Jahren um 85 % gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden (Schimel et al., 1996).Dreieich hat sich mit dem Beitritt zum Klimabündnis von Kommunen im Jahr 1994 verpflichtet, die von allen ihren Einwohnern verursachten jährlichen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 auf die Hälfte des Wertes des Jahres 1990 zu senken.2.2 Ziel Erfassung der Energie-VerbrauchsgewohnheitenProduktions- und Verbrauchsgewohnheiten hinsichtlich der Energie in Dreieich, die nicht nachhaltig sind, sollen erfaßt werden.2.3 Ziel Entwicklung lokaler Politik zur Veränderung der GewohnheitenEine lokale Politik und lokale Strategie, um eine Veränderung nicht nachhaltiger Energieverbrauchsgewohnheiten herbeizuführen, soll entwickelt werden.2.4 Ziel Verringerung des jährlichen Prokopf-EnergieverbrauchsZiel ist die Verringerung des jährlichen kumulierten Energieaufwandes (VDI 4600) pro Dreieicher bezogen auf den Stand von 1990für das Jahr 2010 um 40 % und spätestens ab dem Jahr 2020 um 60 %.2.5 Ziel Reduktion von jährlichen CO2- und Stickoxid-Emissionen pro EinwohnerZiel ist die Reduktion der jährlichen Luftemissionen eines Dreieichers von CO2 und Stickoxiden (jeweils berechnet nach DIN EN ISO 14040), bezogen auf den Stand von 1990 für das Jahr 2010 um 50 % und spätestens ab dem Jahr 2020 um 75 %.2.6 Ziel Reduktion von jährlichen Prokopf-Emissionen von Dieselruß (Luft) und Tritium (Wasser)Ziel ist die Reduktion der jährlich von einem Dreieicher durchschnittlich verursachten Emissionen von Dieselruß in die Luft (UBA 1996, ähnlicher Vorschlag) und Tritium ins Wasser (jeweils berechnet nach DIN EN ISO 14040) bezogen auf den Stand von 1990 für das Jahr 2010 um 90 % und spätestens ab dem Jahr 2020 um 99 %.2.7 Ziel Reduktion des jährlichen Prokopf-KerosinverbrauchsDer jährliche Kerosin-Verbrauch pro Dreieicher soll bezogen auf den Stand von 1990 bis zum Jahr 2010 um 50 % undbis zum Jahr 2020 um 75 % gesenkt werden.Einsparung von Energie beispielsweise im Heizungsbereich in Dreieich kann leicht durch mehr Energieverbrauch in anderen Bereichen wieder zu nichte gemacht werden.2.8 Ziel Erhöhung des Anteils erneuerbarer EnergieDer Anteil der erneuerbaren Energie am kumulierten Energieaufwand von Dreieich (berechnet nach VDI 4600) soll mindestens betragenbis zum Jahr 2010 25 % undbis zum Jahr 2020 45 %.1998 betrugen in Deutschland die Anteile am kumulierten Energieaufwand etwa 86 % für fossile, 12 % für nukleare und 2 % für erneuerbare Energien (BMWi 1999).3 Trends3.1 Globale TrendsVon 1970 bis 1993 hat der weltweite Verbrauch von Primärenergie um circa 70 % zugenommen.Die Schätzung mit der höchsten Wahrscheinlichkeit sagt im Jahr 2100 eine Temperaturerhöhung (aufgrund der menschlich verursachten Treibhausgasemissionen) von zwei Grad Celsius im Vergleich zu 1990 voraus (Houghton et al., 1996).Der für eine bestimmte Wertschöpfung notwendige Energieaufwand sinkt jährlich um 0,6 bis 1,1 Prozent.3.2 Regionale TrendsDie deutschen jährlichen Luftemissionen verringerten sich von 1990 bis 1997 relativ um (mit Zielvorgaben des Umweltbundesamtes oder der Bundesregierung bezogen auf das Jahr (UBA 1996, 1998, 1999):LuftemissionVerringerung von 1997 gegenüber 1990Zielplanung (Bezugsjahr 1990)CO2- 12 %- 25 % bis 2005 (Bundesregierung, UBA 1996)Stickoxide- 33 %- 61 % bis 2010 (EU 1999)Dieselruß- 17 %- 90 % bis 2005 (Empfehlung des Länder-Ausschusses Immissionsschutz, zitiert nach UBA 1996)Der Wettbewerb auf dem Strommarkt nimmt europaweit zu. Damit sind Strompreissenkungen wahrscheinlich.Der Anteil des Photovoltaik-Stroms in Deutschland ist kleiner als 1 % an der gesamten Strom-Erzeugung. Im Jahr 1999 steigt die Produktionsleistung von Photovoltaik-Modulen stark an. Die Produktionskapazität für Solarzellen wird im Jahr 1999 in Deutschland voraussichtlich auf 20 Megawatt (Peak) steigen. Deutschland hat ein 100000-Dächer-Programm aufgelegt. Einige Stromversorgungsunternehmen fördern den Ausbau der Photovoltaik durch kostendeckende Solarstromvergütung (Beispiel Darmstadt).Der Wind-Strom-Anteil an der Strom-Erzeugung betrug 1998 in Deutschland etwa 0,8 %. 1998 wurden 16 Petajoule (4,4 Terawattstunden) elektrischer Windstrom erzeugt. Das ist ein Zuwachs von ungefähr 50 % gegenüber dem Vorjahr.3.3 Lokale TrendsVon 1986 bis 1995 stieg der Prokopf-Stromverbrauch im damaligen Einzugsgebiet (etwa 22000 Einwohner) der Stadtwerke Dreieich 24 % . 1998 betrug die durchschnittliche elektrische Leistung rund 500 Watt (elektrisch) pro Dreieicher (berechnet aus Strom-Absatz der Stadtwerke Dreieich für das ganze Stadtgebiet). Das entspricht einem jährlichen Stromverbrauch pro Einwohner im "Versorgungsgebiet" von 16 Gigajoule / Jahr (4400 Kilowattstunden / Jahr).Vereinzelt wurden in den vergangenen Jahren in Dreieich Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden installiert (Arul, 1997). Die Anzahl der ins öffentliche Stromnetz einspeisenden Photovoltaik-Anlagen ist zum 31. Mai 1999 kleiner als fünf in Dreieich.Mehrere Schulen in Dreieich nehmen im Schuljahr 1999/2000 an einer Energiesparaktion des Kreises Offenbach teil ("Fifty-Fifty-Projekt") (Max-Eyth-Schule, Heinrich-Heine-Gesamtschule 1999a). Im ganzen Kreis Offenbach beteiligen sich 17 Schulen am Fifty-Fifty-Projekt.In der Heinrich-Heine-Gesamtschule Dreieich ist für das Schuljahr 1999/2000 der Aufbau einer Photovoltaik-Anlage angedacht (Heinrich-Heine-Gesamtschule 1999b.Der Kerosinverbrauch am benachbarten Frankfurter Flughafen nimmt zu. Die Anzahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in Dreieich steigt seit Jahren.4 Kennzahlen und Indikatoren für Energie- und StoffbilanzKennzahlen sind die mittelbar oder unmittelbar Dreieichern zuordenbaren Verbräuche von Elektrizität, Heizöl, Erdgas, Benzin, Diesel und Kerosin.Indikatoren sind der jährliche kumulierter Energieaufwand pro Dreieicher (VDI 4600) und die jährliche Emissionen von vier Leitstoffen pro Dreieicher (DIN EN ISO 14040). Der kumulierte Energieaufwand wird unterschieden nach nuklearem, fossilem und erneuerbarem Anteil. Die Leitstoffe sind CO2 (Luft), Stickoxide (Luft), Dieselruß (Luft) und Tritium (Wasser). Diese fünf Indikatoren (Energieaufwand und vier Emissionen) werden aus den oben genannten Kennzahlen abgeleitet (DIN EN ISO 14040).5 Projekte und Maßnahmen 5.0 Übergeordnete MaßnahmenDas Know-how in Energiethemen und die latent vorhandene Bereitschaft der lokalen Bevölkerung zu ehrenamtlicher Arbeit im Zusammenhang mit Energie soll durch die Stadt aktiviert werden. Dazu soll sich die Stadt-Verwaltung und die von ihr kontrollierten Dienstleistungs-Unternehmen den Bürgern von Dreieich öffnen. Die Mitarbeiter dieser Organisationen sollen mehr Eigenverantwortung übertragen bekommen und zum kooperativen Umgang mit der lokalen Bevölkerung im Zusammenhang mit der Entwicklung von energiepolitischen Maßnahmen angeleitet werden.5.1 Projekte und Maßnahmen zur Kontrolle der Erfüllung der ZieleDie Stadt Dreieich soll eine Bilanz mit dem kumulierten Energieaufwand und den vier Leitemissionen (CO2 (Luft), Stickoxide (Luft), Dieselruß (Luft) und Tritium (Wasser)) bezogen auf ein Jahr und bezogen auf einen Dreieicher für die Jahre 1990 (Bezugspunkt) und 1998 (letztes abgeschlossenes Kalenderjahr) erstellen. Die Aktualisierung soll jährlich erfolgen, um den Erfolg von Maßnahmen zeitnah kontrollieren zu können.Die Energieverbrauchsgewohnheiten der Bürger sollen durch eine offene und offensive kommunale Informationspolitik im Sinne des Energie-Leitbildes verändert werden. Die Stadt Dreieich soll eine öffentlich zugängliche, jährlich aktualisierte Datenbank zu den Energieverbrauchs-Gewohnheiten in Dreieich erstellen. Dazu soll eine öffentliche Internet-Infrastruktur in den öffentlichen Stadtteilbibliotheken aufgebaut werden.Die Stadtwerke Dreieich sollen die Herkunft (Land und Kraftwerkstyp) des von ihnen in Dreieich verkauften Stromes und Erdgases jährlich veröffentlichen.5.2 Projekte und Maßnahmen zum Energiesparen und zur Effizienz-Steigerung5.2.1 Allgemeines Energiesparen und allgemeine Effizienz-SteigerungDie Stadt soll einen Preis ausschreiben für Vorschläge zum Abbau von Hemmnissen beim Energiesparen.Die Stadtverwaltung (einschließlich der von ihr kontrollierten Unternehmen und Einrichtungen) soll bei der Einführung nachhaltiger Energieverbrauchsgewohnheiten eine Vorbildfunktion erfüllen.Während der Theatersaison 1999/2000 im Bürgerhaus Sprendlingen wird dort im Foyer die kostenlose Ausstellung der Stadt Frankfurt "Stromsparen. Ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz" ausgestellt.Die Stadt richtet - gegebenenfalls unter Beteiligung der Stadtwerke - ein Beratungsbüro mit folgender Zielsetzung ein:- Energieeinsparung in privaten Haushalten, insbesondere bei der Sanierung, Modernisierung, Neuerrichtung und technischen Ausrüstung von Gebäuden. Hierzu gehören im wesentlichen die Maßnahmen, die unter 5.2.2 aufgeführt sind.- Förderung weiterer Maßnahmen zum umweltverträglichen Bauen und Konsum im Haushalt, Wassersparmaßnahmen und so weiter.Das Büro erfüllt seine Aufgabe in unterschiedlicher, jeweils angemessener Form, zum Beispiel durch:- Einzelfallberatungen in Sprechstunden- Aufsuchende Beratung (Einstiegsberatung) bei Gebäuden, die saniert beziehungsweise modernisiert werden sollen.- Hinweise auf Fachbüros, die bei der Vorbereitung und Überwachung von Sanierungsmaßnahmen baulicher Maßnahmen zur Energieeinsparung in besonderer Weise befähigt sind.- Information über Energie-Dienstleistungen (Contracting-Verfahren)- Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln von Stadt, Land und Bund- Fachliche Unterstützung von Initiativen und Aktionen auf kommunaler Ebene, "Runde Tische zum Energiesparen" mit Vereinen, Kirchen und so weiterDie Fachberater müssen nicht nur über die für diese Aufgabe nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, sondern auch die nötige Bereitschaft und Fähigkeit zur eigenen Initiative haben. Da es sich hier um punktuelle und jeweils zeitlich befristete Dienstleistungen handelt, sollte ein entsprechender Beratungsvertrag mit einem freischaffenden Architektur- oder Ingenieurbüro (für Bauingenieurwesen, Energie- und Versorgungstechnik oder Ähnlichem) abgeschlossen werden. Das Beratungsbüro sollte bürgerfreundliche Öffnungszeiten haben.Die inhaltliche Ausgestaltung der Aufgabenstellung und die Öffentlichkeitsarbeit des Büros wird von einem Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 Dreieich unterstützt.Die Stadt Dreieich soll verstärkt und öffentlichkeitswirksam Energie-Contracting einsetzen und über die Möglichkeit der Energie-Dienstleistung (Energie-Contracting) informieren. 5.2.2 Projekte und Maßnahmen zum Energiesparen im Gebäudebereich5.2.2.1 Energiesparprogramm für den kommunalen GebäudebestandDie Stadt Dreieich verpflichtet sich zur Durchführung eines Energiesparprogramms für den kommunalen Gebäudebestand. Die Reihenfolge der Durchführung der hierfür geeigneten Maßnahmen wird nach einer Bestandsanalyse im Hinblick auf Energieeinsparpotenziale festgelegt. Priorität erhalten Einzelmaßnahmen beziehungsweise Gebäude, bei denen mit gleichem Mitteleinsatz die größte Effektivität zu erreichen ist. Hierzu gehören insbesondere* Wärmeschutzmaßnahmen in dem Maße, wie es die jeweilige bauliche Situation zuläßt, möglichst nach Niedrigenergie-Haus-Standards, welche mindestens die Vorgaben der Energiesparverordnung "2000" des Bundes (zur Zeit noch Gesetzentwurf) erreichen.* Eine hocheffiziente Heizungs-, Beleuchtungs- und gegebenenfalls Lüftungstechnik.* Eine intelligente Regelungstechnik (zum Beispiel nutzungsorientierte Heizungsregelung der einzelnen Räume, Beleuchtungsregelung durch Tageslichtsensoren und Bewegungsmelder).* Einsatz von solarthermischen Anlagen zur Warmwasserbereitung in Einrichtungen mit entsprechendem Bedarf (zum Beispiel Hallenschwimmbad, Sportstätten)* Einsatz von umweltfreundlichen Baustoffen, deren Produktion und Transport mit möglichst niedrigem Energieverbrauch verbunden ist (zum Beispiel keine Aluminium-Fenster).5.2.2.2 Maßnahmen bei kommunalen NeubautenKommunale Neubauten und für öffentliche Einrichtungen von Privaten zu errichtende Gebäude sollen Vorbildcharakter haben und müssen in besonderer Weise die Kriterien umweltverträglichen und nachhaltigen Bauens erfüllen (zum Beispiel kompakte Bauweise, Reparaturfähigkeit, möglichst Nutzungsneutralität). Neben den unter Abschnitt 5.2.2.1 vorgesehenen Maßnahmen ist hier je nach Funktion und Standort die Durchführung darüber hinausgehender Maßnahmen anzustreben, zum Beispiel:# Wärmeschutz nach Passivhaus-Standard (Heizwärmebedarf höchstens 54 Megajoule/m2/a (15 Kilowattstunden / Quadratmeter / Jahr))# Optimale passive Nutzung der Solarenergie: zum Beispiel geeignete Gebäude-Orientierung, geeignete Gebäude-Geometrie, transparente Wärme-Dämmung# Erhöhte Tageslichtnutzung: zum Beispiel Lichtlenkungs-Technik durch Spezialgläser, spezielle Jalousien# Solarthermische Anlagen mit Langzeitwärmespeicher (Speicherung überschüssiger Sommerwärme), gegebenenfalls im Verbund mit Blockheizkraftwerk. Realisierung eventuell als Forschungsprojekt (für Stadt, Land oder Bund)# Gebäudelüftung möglichst energiearm (passive Lüftungssysteme, Kamin-Effekt)Entsprechende zukunftsweisende Standards sollen beim geplanten Verkauf der kommunalen Grundstücke (für die spätere kommunale Nutzung der Gebäude darauf) zwischen Haupt-, Schul- und Pestalozzi-Straße an einen Investor im Verkaufsvertrag festgeschrieben werden. Beim Heizwärmebedarf ist hier davon auszugehen, daß er höchstens 144 Megajoule / Quadratmeter / Jahr (40 Kilowattstunden / Quadratmeter / Jahr) als Planungsgröße beträgt.5.2.2.3 Maßnahmen in NeubaugebietenIn Bebauungsplänen sind in der Regel kompakte und verdichtete Bauweisen vorzusehen, die nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch die zusätzliche Bodenversiegelung reduzieren.Die Stadt Dreieich wird schon im Anfangsstadium der Planung von Neubaugebieten die Grundstückseigentümer, die Investoren und alle interessierten Kreise im Sinne der Agenda 21 (UN 1992b) in einem offenen Prozeß beteiligen. Dabei stellt die Stadt offensiv Informationen und Beratung bereit, um möglichst viele Investoren für energiesparende Investitionen (Beispiele Niedrigenergiehaus-Technik, Passivhaus-Technik, Tageslicht-Technik) zu interessieren und zu gewinnen. Die Berücksichtigung von Wärmeinseln (Blockheizkraft, Solarthermie, ...) in Bebauungsplänen soll erprobt werden. Von der Stadt verkaufte Baugrundstücke sollen mit einer Auflage (maximaler Heizenergiebedarf für Gebäude darauf: 144 Megajoule / Quadratmeter / Jahr (40 Kilowattstunden / Quadratmeter / Jahr) als Planungsgröße) versehen werden.5.2.2.4 Energiesparmaßnahmen für den privaten GebäudebestandDie Stadt Dreieich fördert Energiesparmaßnahmen im privaten Gebäuden durch:- eine Fortschreibung und eine finanziell ausreichende Absicherung ihres Förderungsprogramms zur Unterstützung von umweltentlastenden Maßnahmen- Informations- und Beratungsleistungen (zum Beispiel Beratungsbüro, Abschnitt 5.2.1)- Förderung von Eigenhilfe zur Ausführung von Energiespar-Maßnahmen am eigenen Haus zum Beispiel durch Fachberatung, Bereitstellung von Tagungsräumen und informelle Unterstützung5.2.2.5 Energiesparendes VerhaltenUm das Energiespar-Potenzial durch ein verändertes Nutzungs- und Bedienungsverhalten im Gebäudebereich auszuschöpfen, werden die Stadt Dreieich und der Kreis Offenbach unter anderem folgende Initiativen ergreifen:@ Informationsveranstaltungen für örtliche Betriebe@ Motivation der im Verantwortungsbereich von Stadt und Kreis Tätigen zum energiesparenden Verhalten, und durch Wahl oder Bestellung von Energiebeauftragten für die jeweilige städtische Einrichtung beziehungsweise für bestimmte Gebäude@ Sparaktionen zum Beispiel nach dem "Fifty-fifty"-Modell des Kreises Offenbach bei geeigneten Einrichtungen (Volkshochschule, Kindergärten?)@ Regelmäßige Aus- und Fortbildung des technischen Personals (Hausmeister)5.2.3 Projekte und Maßnahmen zum Energiesparen in Wirtschaft und StaatDie Stadt soll für Schulklassen in Dreieich jährlich einen Wettbewerb zur Entwicklung von Konzepten, wie die lokale Wirtschaft bei gleichzeitiger Verminderung des Energieverbrauchs wachsen und gedeihen kann, durchführen.Die Stadt führt ein kommunales Ökoaudit (Ökoaudit 1999) durch und stellt plakativ Erfolge regelmäßig heraus.Die Stadt initiiert für Dreieicher Unternehmen ein Ökoprofit-Projekt nach den Vorbildern Graz und München (Ökoprofit 1999).5.2.4 Energiesparen und Effizienz-Steigerung im VerkehrsbereichDer Verkehrsbereich hat eine große Bedeutung für den Gesamt-Energieverbrauch. Die Stadt soll sich für eine Senkung des einwohnerspezifischen Energieverbrauchs (Straßenverkehr, Flugverkehr) möglichst zusammen mit den angrenzenden Kommunen einsetzen.Die Stadt soll ein lokales Konzept zum arbeitsortnahen Wohnen entwickeln.Die Stadt Dreieich soll sich bei den lokalen Bundestagsabgeordneten, dem Deutsche Städtetag und den lokalen Landtagsabgeordneten für die Beseitigung der steuerlichen Förderung des Berufspendlertums einsetzen.Die Stadt Dreieich soll sich bei der Planung des zukünftigen Flughafenbetriebes für die Berücksichtigung der mittelfristigen und langfristigen Senkung des einwohnerspezifischen Kerosinverbrauchs als einem wesentlichen Nachhaltigkeits-Indikator einsetzen (Ziel 2.7).Die Stadt soll ein besseres städtisches Verkehrskonzept beschließen, das öffentliche Verkehrsmittel mit hoher Besetzungsdichte begünstigt. (UN 1992b, Nummer 7.52b). Dazu gehört eine systematische Verkürzung der Bruttofahrzeit zwischen Dreieich und wichtigen Orten (Neu-Isenburg, Frankfurt-Innenstadt, Flughafen-Terminal 2, Offenbach, Dietzenbach, Darmstadt-Lichtwiese, ...). Linien-Bustouren in Zeiten mit sehr schwacher Auslastung sollen systematischer mit kleinen, energiesparenden Fahrzeugen durchgeführt werden.Die Stadt sorgt dafür, daß Diesel-Fahrzeuge der Stadt und der von ihr kontrollierten oder subventionierten Unternehmen mit effizienter Abgasreinigung (Beispiel SCRT-Technik in Wiesbadener Linien-Bussen: - 90 % Dieselruß-, -40 % Stickoxid-Emissionen) nachgerüstet werden.5.3 Projekte und Maßnahmen zu erneuerbaren Energien5.3.1 Projekte und Maßnahmen zu erneuerbaren Energien im GebäudebereichFür den privaten Gebäudebestand soll die Stadt ein Konzept erarbeiten, wie durch bessere Information der Hausbesitzer die Anzahl der dezentralen solarthermischen Warmwassererzeugungsanlagen für bestehende Häuser in Dreieich wesentlich gesteigert werden kann.In den Abschnitten zum Energiesparen (5.2.2) für den kommunalen Gebäudebestand, die kommunale Neubauten und die kommunale Neubaugebiete wurden auch Maßnahmen zu erneuerbaren Energien (Solarthermie, Tageslicht) vorgeschlagen.Die Stadt soll ein Programm zur Verbesserung der Bewirtschaftung der Waldressourcen entwickeln, wie das bei der Waldbewirtschaftung anfallende Waldrestholz sinnvoll energetisch genutzt werden kann (Biomasse). Entsprechend soll die Verwendung von lokalem Holz in der lokalen Bauwirtschaft gefördert werden.5.3.2 Projekte und Maßnahmen zu erneuerbaren Energien im ElektrizitätsbereichDie Stadtwerke weisen in allen ihren Stromabrechnungen und Gasabrechnungen den Anteil des Durchleitungspreises für Strom und Gas separat aus, der auch beim Wechsel zur Konkurrenz gilt.Erneuerbare Energien werden durch 10 % der Einnahmen durch den lokalen Durchleitungspreis von Elektrizität und Gas gefördert.Die Stadt Dreieich soll sich zusammen mit den Nachbarkommunen und Nachbarkreisen für ein Konzept zur verstärkten Nutzung von Kraftwärmekopplung bei der Stromerzeugung einsetzen.Die Stadtwerke Dreieich analysieren das Solarstrom-Potenzial von Dreieich nach dem Vorbild Zürich (Elektrizitätswerk der Stadt Zürich 1999) und vermarkten die Ergebnisse dieser Studie offensiv.5.3.3 Projekte und Maßnahmen zu erneuerbaren Energien im VerkehrsbereichDie Stadt soll die nicht-motorisierte Bewegung (Transport) unterstützten, indem sie für sichere Geh- und Radwege in Innenstadt- und Vorstadtbezirken und zu benachbarten Städten (einschließlich Flughafen) sorgt (UN 1992b, Nummer 7.52c).Die Stadt soll gemeinsam mit Schulen und Kirchen ein Konzept entwickeln, mit dem Jugendliche den Start ins Erwachsenenleben verstärkt mit einem alternativen persönlichen Verkehrskonzept ohne eigenes Auto beginnen.Die personenbezogenen Dienstautos aller Beschäftigten der Stadt sollen durch Nutzungsrechte an einem Fahrzeugpool (inklusive Fahrräder und anderem brauchbarem innovativem Fahrgerät) nach der Carsharing-Philosophie ersetzt werden.Dreieich soll zur fußgängerfreundlichsten Stadt des Kreises Offenbach ausgebaut werden. Dazu soll ein Konzept entwickelt werden. Das Fußgängerinfrastruktur-Konzept soll mindestens folgende Maßnahmen enthalten:@ Beseitigung der zahlreichen "Überschwemmungsgebiete" von Fußwegen bei Wolkenbrüchen.@ die Schließung der Fußweglücken jeweils beidseitig entlang der Trennlinien (Bach, Bahn, Autobahn)
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Teil II: Allgemeine Grundsätze für Lokale Agenda 21 DreieichGrundsatz 1: Die Menschen in der Stadt Dreieich stehen im Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung. Sie haben das Recht auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur.Grundsatz 2: Die Stadt Dreieich hat im Einklang mit den Grundsätzen des Völkerrechts, der Charta der Vereinten Nationen, dem Recht der Europäischen Union, dem Bundesrecht und dem Landesrecht das Recht, ihre eigenen Ressourcen im Rahmen ihrer eigenen Umwelt- und Entwicklungspolitik zu nutzen und hat die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, daß Tätigkeiten unter ihrer Kontrolle der Umwelt anderer Kommunen keinen Schaden zufügen.Grundsatz 3: Das Recht auf Entwicklung muß so erfüllt werden, daß den Entwicklungs- und Umweltbedürfnissen heutiger und künftiger Generationen in gerechter Weise entsprochen wird.Grundsatz 4: Der Umweltschutz sollte Vorrang vor dem Entwicklungsprozeß haben.Grundsatz 5: Dreieich muß als Agenda-21-Teilnehmer (UN 1992b) mit anderen Kommunen in einer weltweiten Partnerschaft zusammenarbeiten, um die Gesundheit und die Unversehrtheit des Ökosystems der Erde zu erhalten, zu schützen und wiederherzustellen. Angesichts der unterschiedlichen Beiträge zur Verschlechterung der globalen Umweltsituation, tragen die Kommunen gemeinsame, jedoch unterschiedliche Verantwortlichkeiten. Dreieich erkennt seine Verantwortung an, die es beim weltweiten Streben nach nachhaltiger Entwicklung im Hinblick auf den Druck, den seine Gesellschaft auf die globale Umwelt ausübt, sowie im Hinblick auf die ihm zur Verfügung stehenden Technologien und Finanzmittel trägt.Grundsatz 6: Umweltfragen sollen unter Beteiligung aller betroffenen Bürger auf der jeweiligen Ebene behandelt werden. Auf städtischer Ebene muß jeder Zugang erhalten zu den im Besitz der öffentlichen Verwaltungen befindlichen Informationen über die Umwelt, einschließlich Informationen über Gefahrstoffe und gefährliche Tätigkeiten in seinem Stadtteil, sowie Möglichkeiten erhalten, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Die Stadt Dreieich erleichtert und fördert die öffentliche Bewußtseinsbildung und die Beteiligung der Öffentlichkeit, indem sie regelmäßig Informationen in großem Umfang verfügbar macht. Wirksamer Zugang zu Rechts- und Verwaltungsverfahren, einschließlich der Abhilfe und des Rechtsbehelfs, wird gegeben.Grundsatz 7: Die Stadt Dreieich verabschiedet wirksame Umweltsatzungen, Umweltnormen, Bewirtschaftungsziele und -prioritäten. Diese sollen die umwelt- und entwicklungspolitischen Zusammenhänge widerspiegeln, auf die sie sich beziehen, so daß eine nachhaltige Entwicklung garantiert ist.Grundsatz 8: Die Stadt Dreieich muß mit anderen Kommunen und Ländern zusammenarbeiten, um die mit Tätigkeiten und Stoffen verbundenen Umweltbelastungen insgesamt zu minimieren.Grundsatz 9: Zum Schutz der Umwelt wendet die Stadt den Vorsorgegrundsatz an. Drohe
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